Manfred Reetz erhält Blaise Pascal Medaille für Chemie der European Academy of Sciences und wird Mitglied der Akademie
Das Ziel der gemeinnützigen, unabhängigen Nichtregierungsorganisation EURASC ist es, die besten europäischen Forscher als Mitglieder zu gewinnen, um die europäische Wissenschaft und die landesübergreifende Zusammenarbeit zu stärken.
Emeritus Direktor Manfred T. Reetz kann sich über eine neue Auszeichnung seiner Forschungsarbeit freuen: er wurde mit der Blaise Pascal Medaille 2020 für Chemie geehrt und wird in die European Academy of Sciences (EURASC) aufgenommen. Der 2003 erstmals ausgelobte Preis wird Forschern für ihre herausragenden und nachgewiesenen persönlichen Beiträge zu Wissenschaft und Technologie und zur Förderung von Spitzenleistungen in Forschung und Bildung verliehen. Die Ehrung findet im Oktober im Rahmen des Symposiums on Micro and Nanotechnologies for Medicine and Life Sciences in Paris statt. EURASC ist eine gemeinnützige, unabhängige Nichtregierungsorganisation, die die besten europäischen Forscher als Mitglieder gewinnen möchte, um die europäische Wissenschaft und die landesübergreifende Zusammenarbeit zu stärken.
Über Manfred T. Reetz
Manfred Reetz kam 1991 als Wissenschaftliches Mitglied und Direktor ans Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, wo er im Bereich der Synthetischen Organischen Chemie/Biokatalyse forschte. In den ersten sechs Jahren als einziger Direktor strukturierte er das MPI um mit der Gründung von fünf unabhängigen Abteilungen, die alle Katalyse-Forschung betreiben. Nach seiner Emeritierung 2011 erhielt er die erste Hans-Meerwein-Forschungsprofessur der Universität Marburg und blieb dem MPI als externer Gruppenleiter verbunden. 2019 kehrte er nach Mülheim zurück und forscht seitdem auch als Professor am Tianjin Institute of Industrial Biotechnology, Chinese Academy of Sciences, wo die in Marburg begonnenen Projekte zum Abschluss gebracht werden.
Reetz leistete einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung stereoselektiver Katalysatoren, die inzwischen weltweit im industriellen Maßstab zur Synthese komplexer organischer Moleküle eingesetzt werden, speziell auf der Basis der „chemischen Evolution im Reagenzglas“. Das von Reetz vor mehr als zwei Jahrzehnten am MPI entwickelte Konzept dient dazu, die katalytischen Eigenschaften von Enzymen – also von Katalysatoren aus der Natur - nach dem Vorbild der natürlichen Evolution zu optimieren (Stereo- und Regioselektivität sowie Aktivität). Anders als in der Natur, wo Mutationen nur zufällig vorkommen, wird zunächst eine Vielzahl von Mutationen absichtlich herbeiführt, und anschließend werden die besten evolvierten stereoselektiven Mutanten in einem Hochdurchsatz-Screening identifiziert. Reetz und sein Team entwickelten dazu in den vergangenen Jahren neue molekulare Mutationstechniken und statistische Suchverfahren inkl. maschinelles Lernen, um die Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit des gesamten Prozesses deutlich zu steigern (Übersichtsartikel: doi 10.1002/anie.201901491). Die Erzeugung stereoselektiver Katalysatoren mittels gerichteter Evolution ist komplementär zur Entwicklung chiraler Übergangsmetall-Katalysatoren und Organokatalysatoren, wie sie in anderen Abteilungen am MPI betrieben wird.
Manfred T. Reetz wurde für seine Arbeiten mit zahlreichen renommierten Preisen wie dem Leibniz-Preis der DFG, dem Otto-Hahn-Preis, der Prelog Medaille und dem japanischen IKCOC-Preis ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Honorarprofessor am Shanghai Institute of Organic Chemistry, China.