Minervas Töchter wollen die Welt verändern

Dr. Jinsun Lee aus Südkorea arbeitet als Postdoktorandin am MPI für Kohlenforschung

15. Januar 2025

Das Verfassen wissenschaftlicher Texte war zunächst eine Herausforderung für sie, doch Dr. Jinsun Lee hat sich durchgebissen und geht erfolgreich als Chemikerin ihren Weg. Warum ihr Vater für sie ein besonderes Vorbild ist, erzählt die junge Südkoreanerin im Gespräch. 

Dr. Jinsun Lee arbeitet als Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe von Dr. Harun Tüysüz. Die junge Frau aus Südkorea erklärt im Interview, was sie nach Mülheim an der Ruhr verschlagen hat, und was sie insbesondere an der heterogenen Katalyse so fasziniert. 

Was hat Sie hierher geführt? Erzählen Sie uns von Ihrem Weg zur Kohlenforschung!
Jinsun Lee: Während meiner Promotion in Südkorea konzentrierte sich meine Forschung auf die heterogene Katalyse, insbesondere auf Nanomaterialien bis hin zu Einzelatomkatalysatoren. Ich habe die künstliche Photosynthese und Elektrolyse im Hinblick auf Nachhaltigkeit erforscht. Meine Leidenschaft für dieses Gebiet wurde durch sein großes Potenzial als Alternative zu fossilen Brennstoffen geweckt. Besonders angetan war ich von der weltweit anerkannten Arbeit im Bereich der heterogenen Katalyse, die hier am Institut durchgeführt wird. Ich freue mich darüber, mit intelligenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in einem anregenden Umfeld zusammenzuarbeiten, das Innovation und Fortschritt in diesem wichtigen Bereich fördert.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Jinsun: An meiner Arbeit gefällt mir die freundliche Arbeitsatmosphäre und die Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen, die immer bereit sind zu helfen. Die Präsenz erstklassiger analytischer Abteilungen ist ebenfalls ein großer Vorteil. Wenn ich Ergebnisse oder Daten besprechen muss, kann ich problemlos mit Experten zusammenarbeiten, was zu schnellen und präzisen Interpretationen führt. Das ist für den Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung von entscheidender Bedeutung. Diese Umgebung steigert die Effizienz und Qualität meiner Arbeit erheblich.

Was sind Ihre beruflichen Ziele?
Jinsun: Mein berufliches Ziel ist es, eine Karriere als Materialwissenschaftlerin im akademischen Bereich anzustreben, wo ich weiterhin zum wissenschaftlichen Fortschritt und zum Wohlergehen der Gesellschaft beitragen kann. Ich werde innovative Technologien entwickeln, die den wachsenden Energiebedarf der Welt decken und gleichzeitig die schädlichen Auswirkungen der Nutzung fossiler Brennstoffe auf die Umwelt, insbesondere die globale Erwärmung, mindern.

Was war bisher Ihr schwierigster Schritt?
Jinsun: Die Erlangung meines Doktortitels und das Verfassen meiner ersten Arbeit in Südkorea waren eine große Herausforderung. Um die Anforderungen für meine Promotion zu erfüllen, musste ich mehrere Arbeiten veröffentlichen und mehrere Projekte abschließen, was aufgrund des Zeitdrucks und des Stresses bei der laufenden Arbeit eine große psychische Belastung darstellte. Das Verfassen meiner ersten Arbeit war besonders schwierig, da ich keine Erfahrung mit akademischem Schreiben hatte. Ich hatte Mühe, meine eigene Erzählweise beizubehalten und mich auf meine Geschichte zu konzentrieren. Ich habe mich an viele erfahrene Kollegen gewandt, um Rat zu erhalten, und stand bei den Gutachtern vor zahlreichen Herausforderungen. Trotz der Schwierigkeiten habe ich durch diese Erfahrung wertvolle Lektionen im akademischen Schreiben gelernt.

Haben Sie ein Vorbild?
Jinsun: In meinem Leben ist mein Vater mein Vorbild. Er hat über 33 Jahre lang für dasselbe Unternehmen gearbeitet und auch nach seiner Pensionierung inspiriert mich seine Arbeitsmoral immer noch. Er ist unglaublich fleißig, und ich habe es immer bewundert, wie er eine konsequente Routine beibehalten hat, indem er jeden Tag zur gleichen Zeit aufstand. Als ich aufwuchs, wurde mir klar, wie schwierig es ist, eine solche Routine zu etablieren, und wie sehr sie sich positiv auf das tägliche Leben auswirkt. Von ihm inspiriert versuche ich nun, meine eigenen Routinen zu entwickeln, obwohl ich finde, dass es nicht einfach ist, sie konsequent umzusetzen.

Welchen Rat würden Sie jungen Mädchen geben, die daran interessiert sind, in einer wissenschaftlichen Einrichtung zu arbeiten?
Jinsun: Jungen Mädchen würde ich sagen, dass der Weg in die Wissenschaft zwar herausfordernd sein kann, aber unglaublich lohnend ist. Es gibt immer noch einen spürbaren Mangel an Wissenschaftlerinnen, aber wenn man erst einmal die Schönheit und die Spannung entdeckt hat, die hinter wissenschaftlicher Entdeckungen entdeckt stecken, kann das das Leben verändern. Lasst euch nicht von Hindernissen entmutigen, sondern nehmt die Reise an! Ihr habt das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag auf diesem Gebiet zu leisten und seine Zukunft mitzugestalten.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was wäre das?
Jinsun: Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir mehr Möglichkeiten und finanzielle Mittel für Nachwuchswissenschaftler wünschen. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen haben viele von uns Schwierigkeiten, sich eine Stelle zu sichern und in ihrer Karriere voranzukommen, wenn sie nicht über ausreichende finanzielle Unterstützung verfügen. Dieses Problem ist weit verbreitet und betrifft viele in der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

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