Minervas Töchter: Lebenslange Lust am Lernen
Saskia Schulthoff ist Technikerin und Betriebsratsvorsitzende am Institut
Als Saskia Schulthoff ihren Eltern eröffnete, dass sie die Schule vorzeitig beenden will, waren die erst einmal nicht besonders begeistert. Doch dann begann die Oberhausenerin eine Ausbildung am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung - ein Schritt, den die junge Frau nie bereut hat.
Saskia Schulthoff arbeitet als Technikerin in der Abteilung für Metallorganische Chemie. Außerdem ist sie seit Jahren als Vorsitzende unseres Betriebsrats aktiv. Ihr Weg an der Kohlenforschung begann im September 2003, als sie ihre Ausbildung zur Chemielaborantin anfing.
Was hat Sie hierher geführt? Erzählen Sie uns von Ihrem Weg zur Kohlenforschung!
Saskia Schulthoff: Meine beste Freundin und ich haben damals das Gymnasium in Oberhausen besucht und waren in der 10. Klasse. Und uns beiden war klar, dass wir die Schule verlassen wollen, um arbeiten zu gehen. Die Berufsberatung brachte uns auf die Idee, eine Ausbildung zur Laborantin zu machen. Das passte auch aus meiner Sicht, denn Naturwissenschaften haben mir immer Spaß gemacht. An unserer Schule fand ich dann auch ein Poster mit dem Hinweis, dass das Max-Planck-Institut in Mülheim Ausbildungsplätze anbietet. Darauf habe ich mich beworben. Doch offen gesagt: Es war eine Ausschreibung des ehemaligen Instituts für Strahlenchemie, nicht der Kohlenforschung (lacht). Dass ich letztlich hier gelandet bin, liegt daran, dass beide Institute schon seit vielen Jahren im Bereich der Ausbildung kooperieren.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Saskia: Kein Tag ist wie der andere. Ständig wird man mit neuen Themen konfrontiert, muss sich mit neuen Projekten und mit ganz unterschiedlichen Menschen beschäftigen. Und all das vor dem Hintergrund, dass ich im Labor arbeite – das ist ohnehin das Größte für mich. Die Naturstoffchemie ist faszinierend. Wir bauen große Moleküle aus kleinen Bauteilen. Das hat eine verspielte Komponente, gleichzeitig muss man aber auch sehr genau sein und präzise arbeiten. Und man lernt ständig etwas Neues.
Was sind Ihre beruflichen Ziele?
Saskia: Ich möchte die Neugier, mit der ich an meine Arbeit herangehe, nie verlieren. Man darf nicht aufhören, sich für Dinge zu interessieren, sonst verliert man ganz schnell den Anschluss. Wenn mir auch in Zukunft gelingt, die Lust am Lernen und die Lust am Lösen von Problemen beizubehalten, dann bin ich zufrieden.
Was war Ihr bisher schwierigster Schritt?
Saskia: Das war tatsächlich die Entscheidung, nach der 10. Klasse die Schule zu verlassen, um eine Ausbildung zu beginnen. Meine Eltern waren zu der Zeit gar nicht begeistert von der Idee, dass ich das Gymnasium nicht mit dem Abitur in der Tasche verlassen möchte. Mein Vater hat sich erst beruhigt, nachdem ich die schriftliche Zusage für die Ausbildung hier am Institut hatte. Die Technikerschule nach der Ausbildung war auch anstrengend – aber nicht so anstrengend wie die Diskussionen mit meinen Eltern (lacht). Was ebenfalls nicht ganz einfach war, war die Entscheidung, mit 26 Jahren den Betriebsratsvorsitz zu übernehmen. Aber mit der Unterstützung des Teams habe ich mich dann getraut – und es hat geklappt.
Wer ist Ihr Vorbild?
Saskia: Meine große Schwester – die ist einfach cool. Sie hat mir schon einige Male aus der Patsche geholfen, als wir noch jünger waren, und wir verstehen uns sehr gut. Wer in meinen Augen auch ein sehr großes Vorbild für uns alle sein sollte: die Frauen im Iran, die sich für ihre Rechte einsetzen. Diese Frauen riskieren so viel, obwohl sie um die potenziellen Konsequenzen wissen – das ist für mich der Inbegriff von Mut.
Was raten Sie jungen Mädchen, die sich für einen Job in einer wissenschaftlichen Einrichtung interessieren?
Saskia: Einfach machen – und nicht alles kaputt denken! Die ersten Tage im Job können anstrengend sein, wenn man nur den Schulalltag gewöhnt ist, doch davon sollte man sich auf keinen Fall entmutigen lassen.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was wäre es?
Saskia: Wenn ich tatsächlich einen Wunsch frei hätte, würde ich gerne mit meinem Vater, der leider nicht mehr lebt, noch einmal eine Currywurst essen gehen.