Mit ganz besonderen Mühlen auf den Markt
Özgül Agbaba, Postdoktorandin des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, bewirbt sich um Fördermittel für ihr eigenes Start-up „MechSyn“
Dr. Özgül Agbaba möchte ihre eigene Firma aufbauen. Für ihr Unternehmen „MechSyn“ hat sie sich nun um Fördermittel beworben.
Wissenschaftlich arbeiten? Auf jeden Fall – aber bitte mit einem klaren Bezug zur Anwendung. In einem Unternehmen arbeiten? Gerne – aber bitte im eigenen! Dr. Özgül Agbaba, Postdoktorandin in der Abteilung für Heterogene Katalyse von Prof. Ferdi Schüth am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, hat einen Plan. Die junge Wissenschaftlerin aus der Türkei ist gerade dabei, ihr eigenes Start-up auf die Beine zu stellen. MechSyn ist der Name ihrer Firma – ein Ergebnis nach einem langen Brainstorming-Prozess innerhalb der Arbeitsgruppe.
Und eine neuartige Methode zur Synthese von hochwirksamen Materialien ist das, was MechSyn seinen Kunden anbieten möchte. Dabei spielt die Mechanochemie eine große Rolle – ein wissenschaftliches Prinzip, mit dem sich der Arbeitskreis Schüth aktuell stark auseinandersetzt.
„Mit Mechanochemie können wir Materialien synthetisieren, die anders kaum herzustellen sind“, erklärt Özgül Agbaba. Konkret bedeutet das: Feste Ausgangsstoffe werden beispielsweise in eine Kugelmühle gefüllt, die dann zu rotieren oder sich zu schütteln beginnt. Weitere Reagenzien können dem Behältnis dann gasförmig zugeführt werden. Und dann passiert mithilfe der namensgebenden Kugeln – aus Metall oder Keramik – das Besondere: „Reaktionen, für die wir normalerweise hohe Temperaturen und extrem hohen Druck benötigen, laufen bei Raumtemperatur und normalem Druck ab“, erklärt Agbaba. Dieser Ansatz beschleunigt Reaktionen und kann im Vergleich zu althergebrachten Methoden nachhaltig sein. Das sei wissenschaftlich spannend und natürlich für die Industrie aus wirtschaftlichen Gründen interessant, betont Özgül Agbaba. Denn geringere Temperaturen bedeuten geringere Kosten und den Verzicht auf fossile Rohstoffe.
Vom Labormaßstab aus wird hochskaliert
Und genau dort setzt die Idee von MechSyn an: „Wir haben gute Erfahrungen mit der mechanochemischen Synthese im Labormaßstab“, sagt Özgül Agbaba. Nun gehe es darum, die entsprechenden Versuche hochzuskalieren. In einem ersten Schritt will die Chemikerin die gewünschten Produkte im Maßstab von einigen Hundert Gramm herstellen und an potenzielle Kunden schicken, damit diese die Ware austesten können. In einem nächsten Schritt würde es dann darum gehen, größere Kugelmühlen zu konstruieren, um die gewünschten Chemikalien kiloweise herstellen zu können. Özgül Agbaba, die vor ihrer Zeit als Postdoktorandin bereits Erfahrungen als Arbeitnehmerin in einem Industrieunternehmen gesammelt hat, weiß: „Das wird kostspielig, aber wir haben einen klaren Plan. Und wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Idee Erfolg haben können.“
Rückendeckung bekommt die Forscherin von Prof. Ferdi Schüth, geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Er selbst war in den 1990er Jahren einer der Gründer der Firma hte mit Sitz in Heidelberg. Er sagt: „Es gibt viele Wissenschaftler, die großartige Ideen haben, denen aber das Gefühl für die Vermarktung fehlt – oder die Schwierigkeiten damit haben, potenzielle Kunden ausfindig zu machen.“ Dabei sei es seiner Meinung nach essentiell, dass Wissenschaftler sich auch um eine Anwendung ihrer Ergebnisse bemühen, sofern dies möglich ist. „Start-ups wie das von Özgül sind ein möglicher Weg, die Brücke von der Forschung in die Wirtschaft zu schlagen.“
Aktuell bewirbt sich Özgül Agbaba mit ihrem Projekt MechSyn um eine Förderung beim EXIST-Forschungstransfer. Dahinter verbirgt sich ein Programm des Bundeswirtschaftsministeriums zur Förderung forschungsorientierter Projekte. „Die Förderung von EXIST ist genau für solche Vorhaben wie unseres gedacht“, erklärt Özgül Agbaba. Es gehe darum, erfolgreiche Forschung in anwendbarem Maße für die Industrie zu skalieren. „Eine Unterstützung von MechSyn wäre eine großartige Hilfe, um unser kleines Unternehmen in Schwung zu bringen.“
Das junge Unternehmen wurde auch im Magazin CheManager vorgestellt.