Ein ganz besonderer Besuch in Berlin
Prof. Benjamin List erhält die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin
Benjamin List, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung und Chemie-Nobelpreisträger 2021, hat sein Chemie-Diplom an der Freien Universität zu Berlin erlangt. Nun hat seine Alma Mater ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.
Wäre es nach ihm gegangen, hätte Benjamin List schon längst eine Promotion der Freien Universität zu Berlin in der Tasche gehabt. Doch seinen Doktorvater Johann Mulzer verschlug es seinerzeit an die Universität Frankfurt – und so beendete auch Benjamin List sein Promotionsstudium am Main, und nicht an der Spree. Doch nun, mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an seiner Alma Mater, ging endlich dieser Traum in Erfüllung.
Nicht ohne Grund fiel die Feier anlässlich der Ehrenpromotion für Benjamin List mit der Immatrikulation der neuen Studierenden aus den Fächern Chemie, Biologie und Pharmazie zusammen. „Wir denken, dass Benjamin List ein herausragendes Beispiel dafür ist, wohin Neugierde und Gestaltungswillen bringen können“, betonte Prof.Günter Ziegler, Präsident der FU, in seinem Grußwort. Für sie sei das die wichtigste Veranstaltung des Jahres, ergänzte Prof. Beate Paulus, Chemikerin und Dekanin des gesamten Fachbereichs.
Prof. Mathias Christmann, organischer Chemiker an der FU, räumte in seiner Laudatio auf List ein, dass dessen Leben natürlich „keine Blaupause“ für alle Studierenden sein könnte, „aber Ben ist eine Inspiration. Er zeigt uns und der Welt, was möglich ist mit einer Ausbildung im deutschen Schul- und Universitätssystem“, so Christmann.
Keine wissenschaftliche Eintagsfliege
„Das Talent trifft ein Ziel, das niemand anderes treffen kann; das Genie trifft ein Ziel, das niemand sonst sehen kann.“ Mit diesem Zitat des Philosophen Arthur Schopenhauer betonte Christmann die Bedeutung von Lists Entdeckung der asymmetrischen Organokatalyse. Schon Jahrzehnte zuvor hatten Chemiker zwar die katalytische Wirksamkeit der Aminosäure Prolin nachgewiesen, hatten aber das generelle Konzept dahinter nicht als solches Erkannt. „Und Ben hat seit dieser Entdeckung mehr als deutlich gemacht, dass er keine wissenschaftliche Eintagsfliege ist“, so Christmann, der beispielhaft die „Asymmetric counteranion directed catalysis“ (ACDC) sowie dessen Arbeiten mit Brønsted-Säuren hervor.
List selbst gelang es in seinem kurzweiligen Vortrag, den jungen Studierenden nicht nur einen ersten Vorgeschmack auf ihre Ausbildung in organischer Chemie zu geben, sondern darüber hinaus ihre Freude an Forschung zu stimulieren. Er selbst sei stets „blauäugiger Optimist“ gewesen – eine Eigenschaft, die er sich bis heute beibehalten habe. Gerade als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler bedarf es manchmal eines langen Atems. Neugierde, Optimismus, Kreativität und ein großartiges Team seien in seinem Fall die Katalysatoren seiner Laufbahn gewesen, so List.
Der gebürtige Frankfurter machte aus seiner Liebe für die deutsche Hauptstadt, und insbesondere für den Campus der FU, keinen Hehl: „In Dahlem habe ich mich immer sehr wohl gefühlt“, schwärmte Benjamin List am Rande seiner Festvorlesung. Die Universität sei damals schon großartig gewesen – exzellent, bevor es die Exzellenzinitiative gab. Und so freute er sich über eines der Geschenke, die ihm anlässlich seiner Ehrendoktorwürde überreicht wurden, ganz besonders: einen leuchtend gelben Baustein der so markanten Türme seines Institutes – ein wahrlich außergewöhnliches Andenken.