Chemische Uhren und Zucker unterm Mikroskop
30 Schülerinnen nehmen am Girls‘Day des MPI für Kohlenforschung teil
Sie haben die wissenschaftlichen, die analytischen sowie die Service-Abteilungen des Instituts kennengelernt: Insgesamt 30 Jugendliche aus Mülheim und Umgebung haben beim Girls‘ Day des MPI für Kohlenforschung teilgenommen. Sie und das Team des Instituts hatten viel Spaß an diesem besonderen Tag.
Nein, so hat Madita Zucker noch nie betrachtet: Die 14-jährige Mülheimerin die normalerweise die 8. Klasse der Karl-Ziegler-Schule besucht, sitzt an diesem Donnerstagmorgen im Physikgebäude des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung. Gemeinsam mit Lucas Schulte-Zweckel aus der Abteilung Kristallographie und Elektronenmikroskopie hat sie die kleinen, kristallinen Zuckerkörnchen auf einen Objektträger gesetzt und unter dem Mikroskop betrachtet.
Auch in diesem Jahr hat das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung sich am bundesweit stattfindenden Girls‘ Day beteiligt. Nach dem diesjährigen Motto „Und jetzt kommst du!“ haben 30 Schülerinnen im Alter von 13 bis 16 Jahren aus dem gesamten Ruhrgebiet die Gelegenheit genutzt, die Arbeit am Institut kennenzulernen.
Madita hat ihre Zuckerproben mittlerweile noch weiter verfeinert, um weitere Untersuchungen durchführen zu können. „Ja, das macht Spaß!“, sagt sie, auch wenn das Bearbeiten der Probe unter dem Mikroskop eine noch eher ungewohnte Aufgabe für die Jugendliche ist.
Und genau hier möchte das Team des Max-Planck-Instituts ansetzen. „Es ist immer noch so, dass wir händeringend nach jungen Kolleginnen suchen“, erklärt Prof. Dr. Claudia Weidenthaler, Gruppenleiterin sowie Gleichstellungsbeauftragte am Institut, die sich seit vielen Jahren um den Girls‘ Day kümmert. Denn die Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, sind enorm. Und ohne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ist Weidenthaler überzeugt, sind Probleme wie Klimawandel, Epidemien und die Vermüllung der Weltmeere nicht in den Griff zu kriegen.
Durch den ganz praktischen Einblick in die Arbeit der unterschiedlichen Abteilungen erhoffe sie sich, dass die Mädchen Lust auf Technik und Naturwissenschaften bekommen und sich letztlich nach der Schule für eine Karriere in der Wissenschaft entscheiden. „Wer weiß, vielleicht sogar direkt bei uns am Institut“, sagt Claudia Weidenthaler.
Während Madita ganz unterschiedliche, spannende Geräte in der Abteilung für Kristallographie ausprobiert, steht Anna, Schülerin der Mülheimer Luisenschule, gemeinsam mit Doktorand Nils Frank im Chemielabor. „Wir haben gerade eine Chemische Uhr gemacht“, erzählt die 14-Jährige begeistert und beschreibt: „Das ist ein Farbwechsel-Experiment, bei dem sich mit einer zeitlichen Verzögerung die Farbe einer Flüssigkeit ändert.“ Und während Anna und die anderen Schülerinnen spannende Experimente machen, unterhalten sie sich, ganz nebenbei, mit den Doktorandinnen und Doktoranden des Instituts über Karrieremöglichkeiten in der Chemie. „Ziemlich cool!“
„Ziemlich cool“ sowie kreativ und nachhaltig sind auch die Werkstücke, die die Mädchen in der institutseigenen Glasbläserei herstellen. Bei den Glasbläsern Marcus Proske und Stefan Teckhaus lernen sie, Trinkhalme und Rührstäbe für Cocktails herzustellen – natürlich aus Glas. In den feinmechanischen Werkstätten stellen die Schülerinnen ihre eigenen Schlüsselanhänger her.
„Für uns ist der Girls‘ Day eine gute Gelegenheit, die unterschiedlichsten Ausbildungsberufe vorzustellen, die wir anbieten“, sagt Laila Sahraoui, Leiterin der Ausbildung am MPI für Kohlenforschung. Ein Konzept, das aufgeht: Einige Kolleginnen haben das Institut tatsächlich im Rahmen eines Girls‘ Day als ihren zukünftigen Arbeitgeber kennengelernt. Rund 30 Auszubildende hat das Institut aktuell, darunter angehende Chemielaborant*innen, Physiklaborant*innen und Industriemechaniker*innen. Auch im Bereich Verwaltung und IT wird ausgebildet.
Ob tatsächlich eines der Mädchen, die den Girls‘ Day 2024 am MPI besucht haben, einmal eine Ausbildung am Institut machen wird, kann jetzt natürlich noch niemand sagen. Fest steht nur: Sowohl die Schülerinnen als auch das Team des Max-Planck-Instituts hatten Spaß an diesem Tag. „Das war toll“, kommentiert eine Schülerin und ergänzt: „Ich komme nächstes Jahr bestimmt wieder!“