Minervas Töchter lassen sich nicht entmutigen
Ana Mateos Calbet arbeitet als Doktorandin am MPI für Kohlenforschung
Eigentlich wollte die junge Katalanin nach ihrem Studium in München für einen Forschungsaufenthalt in die USA. Doch schließlich landete sie in Mülheim - und fühlt sich in ihrer Arbeitsgruppe sehr wohl. Ana Mateos Calbet promoviert bei Dr. Josep Cornellà.
Ana Mateos Calbet arbeitet als Doktorandin in der Gruppe von Dr. Josep Cornellà. Im Interview erzählt uns die junge Frau aus Katalonien von ihrer Reise nach Mülheim und warum sie von der Chemie fasziniert ist.
Was hat Sie hierhergeführt? Erzählen Sie uns von Ihrem Weg zur Kohlenforschung!
Ana Mateos Calbet: Ich habe meinen Bachelor und Master in München gemacht. Ursprünglich hatte ich vor, für meine Masterarbeit in die USA zu gehen, aber die Corona-Pandemie hat mich von dieser Reise abgehalten. Von Kollegen, die ich bei einem Forschungsaufenthalt am ICIQ in Spanien kennengelernt hatte, hörte ich dann von der Forschung der Gruppe von Pep Cornellà, und das interessierte mich. Ich bewarb mich und wurde glücklicherweise angenommen. Nach meiner Masterarbeit beschloss ich, für eine Promotion zu bleiben. Der Grund dafür ist, dass mir die Chemie, mit der wir uns beschäftigen, gefällt, ebenso wie die positive Atmosphäre in der Gruppe.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Ana: Ich finde, dass die Chemie von allen Wissenschaften am meisten Spaß macht, weil man nicht nur über Probleme nachdenkt, sondern auch praktisch arbeiten kann. Wir können unsere Ideen jeden Tag testen! Und jedes Mal, wenn wir ein Experiment aufsetzen, ist es aufregend, Neuland zu betreten. Wir können die Funktionsweise der Natur erforschen und sind gleichzeitig einfallsreich und kreativ, wenn wir neue chemische Verbindungen entwickeln.
Was sind Ihre beruflichen Ziele?
Ana: Ich möchte einfach einen interessanten Job haben und darin gut sein. Ehrlich gesagt gibt es viele Optionen, die mich interessieren, sei es die Entwicklung neuer Medikamente in Pharmaunternehmen oder neue industrielle Prozesse für mehr Grundchemikalien. Und ich liebe es, im Ausland zu arbeiten, aber mein Traum wäre es, eines Tages einen coolen Job in meiner Heimatstadt Barcelona zu finden.
Was war bisher Ihr beruflich schwierigster Schritt?
Ana: Ich würde sagen, nach Deutschland zu gehen, war ein großer Schritt. Natürlich gab es die Sprachbarriere, aber ich habe es geschafft, und jetzt ist es für mich kein Problem, Deutsch zu sprechen und zu schreiben. Auch in der Promotion gibt es schwierige Momente. Vermeintlich triviale Probleme im Labor stellen unsere Ausdauer ständig auf die Probe (lacht).
Haben Sie ein Vorbild?
Ana: Die Postdocs in unserer Gruppe sind definitiv Vorbilder für mich. Sie sind großartige Chemiker und tolle Menschen, und ich versuche jeden Tag, von ihnen zu lernen. Dann würde ich auch gerne sagen, wie inspirierend ich das breite Wissen unseres Gruppenleiters Pep Cornellà finde. Ich hoffe, dass ich eines Tages auch nur ansatzweise so visionär denken kann wie er.
Welchen Rat würden Sie jungen Mädchen geben, die daran interessiert sind, in einer wissenschaftlichen Einrichtung zu arbeiten?
Ana: Ich kann einfach nur jede Frau ermutigen, mitzumachen! Chemie ist zwar schwierig, aber auch sehr interessant. Die Welt steckt voller Herausforderungen, und wir nehmen uns die spannendsten vor. Lasst euch niemals von jemandem entmutigen. Und wenn ihr euch jemals schlecht fühlt, weil ihr als Frau kritisiert werdet, setzt euch immer für euch selbst ein! Lasst blöde Kommentare niemals unkommentiert stehen. Wenn jemand versucht, euch oder eure harte Arbeit herabzusetzen, ist das nicht in Ordnung!
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was wäre das?
Ana: Wenn ich mir etwas wünschen könnte, würde ich unsere fünf Direktoren bitten, ihre Verbindungen und ihren Einfluss zu nutzen, um mehr Studentinnen und zukünftige Direktorinnen ans Institut zu holen und sie zu unterstützen, damit sie die Besten werden. Sie sind alle fantastische Wissenschaftler und verfügen über großartige Netzwerke. Wir brauchen hier bei der Kohlenforschung mehr Wissenschaftlerinnen. Und wenn ich mir noch etwas wünschen dürfte, würde ich mir wünschen, dass die Direktoren und Gruppenleiter häufiger Vorträge über die Chemiebereiche halten, in denen sie arbeiten, so wie sie es am „Day of Catalysis“ tun! Das war großartig!