Sommerferien im Lehrlabor
Ritter-Gruppe an besonderer Schulkooperation beteiligt
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung gewähren Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in die Arbeitswelt der Wissenschaft.
„Wie im Lehrbuch“ läuft es eigentlich selten ab in einem Chemielabor. Aber wie denn dann? Wie der Praxisalltag einer Forscherin oder eines Forschers tatsächlich aussieht, haben Schülerinnen und Schüler des Chemie-LKs der Mülheimer Luisenschule während der Sommerferien am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung erlebt. Der einwöchige Besuch der Jugendlichen ist Bestandteil einer mittlerweile etablierten Kooperation zwischen Schule und Institut.
„Es ist einfach klasse, wenn man die Möglichkeit hat, bei den Dingen, die einen interessieren, etwas tiefer einzusteigen“, sagt zum Beispiel Judith Jantzen, eine der Schülerinnen. Gemeinsam mit acht Klassenkameradinnen und -kameraden verbringt sie ihre letzte Sommerferienwoche im Lehrlabor des MPI. Dort führen die Schülerinnen und Schüler selbstständig Versuche durch und unterstützen die Mitarbeiter der Kohlenforschung bei der Synthese von Produkten, die im echten Laborbetrieb benötigt werden.
Während ihres Praktikums werden die Jugendlichen von einem ganzen Team der Abteilung Organische Synthese unter der Leitung von Institutsdirektor Prof. Dr. Tobias Ritter betreut. Pia Münstermann und ihre Kollegin Johanna Mengeler haben beide ihre Ausbildung zur Chemielaborantin am MPI gemacht und sind anschließend übernommen worden. Berufsbegleitend machen die beiden darüber hinaus ihren Abschluss als Technikerin.
Auch Pia Münstermann einmal Schülerin der Luisenschule, hat sich für Chemie interessiert, den Kontakt zum MPI geknüpft und sich erfolgreich beworben. „Genau darin liegt aus Sicht unseres Instituts der große Vorteil dieser Kooperation“, erklärt Dr. Verena Schultz-Coulon, Verwaltungsleiterin des Instituts. Auf der einen Seite werde man dem Auftrag gerecht, die Themen der Kohlenforschung zielgruppengerecht an die Schülerinnen und Schüler zu kommunizieren. Auf der anderen Seite gewinnt man vielleicht neue Fachkräfte.
Realistischeres Bild dank außerschulischer Projekte
Aber ist die Arbeit im Labor für mich das richtige? Auch um diese Frage dreht es sich in dieser Woche für die Schülerinnen und Schüler. „Die Abbruchquoten in den Studiengängen der Naturwissenschaften sind derzeit recht hoch. Und auch in den technischen Ausbildungsberufen gibt es anfangs häufig Frust. Man bekommt nicht gleich nach den ersten Experimenten einen Nobelpreis“, weiß Dr. Beate Schulte zu berichten. Sie ist Chemielehrerin der Luisenschule und Koordinatorin des MINT-Bereichs. Durch genau solche außerschulischen Projekte wie am MPI ließe sich ein realistischeres Bild davon vermitteln, was nach der Schule auf die jungen Menschen wartet.
Das Projekt zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses hat auch das Interesse des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW und der Bundesagentur für Arbeit geweckt. So kam auch eine Delegation der Gemeinschaftsoffensive des Landes „Zukunft durch Innovation“ (ZDI) ans MPI, um sich die Arbeit der Schülerinnen und Schüler anzuschauen.
ZDI fördert die Luisenschule in diesem Zusammenhang finanziell, damit unter anderem Gerätschaften und Chemikalien für den Chemieunterricht angeschafft werden können. So können Beate Schulte und ihre Kolleginnen und Kollegen dann die nächste Schülergeneration für Chemie begeistern. Bereits in den Herbstferien kommt die nächste Gruppe der Luisenschule in die Abteilung für Organische Synthese am MPI.